Ich denke man berichtet nur wenn man wirklich etwas erlebt und dann auch nur wenn man ein Mittelmaß an Zeit zur Verfügung hat. Aber Hauptsache es funktioniert. Anna und ich hatten einen spontanen Hirnschiss und haben beschlossen uns vollkommen unvernünftig Takarazuka Karten für Ouki Kanames kleinere Vorstellung von Roberto Kappa in Nagoya zu besorgen. Spannende Idee aber die Ausführung gestaltete sich durchaus kompliziert. Unser erster Bus ist abgesagt worden wegen Wetterchaos und Schneewehen auf der Strecke, den zweiten haben wir um eine Nasenlänge verpasst und dann sind wir verzweifelt mit dem letzten gefahren und kamen fast 12 stunden später an, weil wir 5 stunden total zufällig auf der Autobahn stehen geblieben sind. So müüüde.
Das Hotel war super süß und bequem, dafür dass es so gut wie nichts gekostet hat. Auch wenn die Gitter vor den Fenstern etwas gefängnisartig wirkten. Aber ich schätze alles Metall ist besser zu reinigen. Und der Raum war so unheimlich klein und kompakt und luxuriös. Ich liebe japanische Hotels. Kamen um 11 an, haben uns frisch gemacht und hatten dann den ganzen restlichen Tag Zeit, um uns umzusehen und ein bisschen Dinge zu besichtigen. Nicht viel Zeit aber Nagoya ist ja auch keine super große Stadt, also durchaus machbar mit einigen seiner schönsten Sehenswürdigkeiten. Also ab zum Schloss bevor sie uns vor der Nase zu machen. Der Beschluss zu laufen war nicht der cleverste den wir getroffen haben da bin ich mir mittlerweile sicher, aber immerhin haben wir so ein bisschen was von Nagoya gesehen. Wundervoll inszenierte Designergebäude neben alten
traditionellen kleinen Restaurants. Ich mein, sicher das habe ich schon in Tokyo stellenweise bemerkt, ich schätze das ist ein japanisches Ding, Tradition und Moderne, aber hier war es noch deutlich stärker zu spüren. Und die Leute sind so unheimlich nett gewesen, eine vollkommen andere Mentalität als in Tokyo, unheimlich zuvorkommend und nicht so gehetzt. War sehr angenehm.
Das Schloss selbst ist unheimlich beeindruckend, schon von Weitem. Es liegt direkt neben dem alten Noh Theater in Nagoya, das wir später auch noch besichtigt haben und ist unheimlich weitläufig. Erst als wir drin waren innerhalb der Mauern haben wir wirklich realisiert wie weitläufig das Gelände eigentlich ist. Kaum zu glauben und vorzustellen wie die Leute das damals errichtet haben müssen, allein die Bauart hat mich da vor einige Rätsel gestellt wie sie das angestellt haben stellenweise. Und von innen war es noch deutlich beeindruckender. Das Schloss wurde zu einem Museum hergerichtet und man kann sich im Innern zahlreiche Artefakte ansehen, von Rüstungen über Wandbehänge und Schwerter, Teile des alten Schlosses und und und. Da es im zweiten Weltkrieg wie so vieles zerstört wurde und in den 60ern wieder neu errichtet wurde ist es natürlich nicht DAS alte Schloss. Aber Teile sind vorhanden von der alten Struktur und ausgestellt im Inneren teilweise und ansonsten ist es ganz dem alten Schloss nachempfunden und nicht weniger beeindruckend wie ich finde. Ein Haufen Krähen und einige Rehe treiben sich auf dem Gelände herum, wenn auch nicht ausgesprochen viele. Und ich bin mir sicher mit den ganzen Bäumen drum herum und den Gartenanlagen die schon jetzt ohne Blütezeit unheimlich beeindruckend wirkten, wäre es im Sommer fantastisch anzusehen. Aber wahrscheinlich auch gleich drei Mal so voll wie es an diesem Tag war und ich bin ehrlich ich bin kein Fan von Hitzekuschelei an Touristenattraktionen. Schwitzen in der Meute ist außerhalb von Festivals und Liverollenspielen nicht wünschenswert.
Viele der Eindrücke sind schwer zu beschreiben. Es war uns zwar gestattet Fotos ohne Blitz zu machen und von dem Recht haben wir beide auch ausreichend Gebrauch gemacht, aber die Wirkung ist dann ja doch eine ganz andere wenn man direkt dort steht. Die alten Bilder, rekonstruierte Räume, die Gärten und vor allem der gerade im Umbau befindliche alte Teil des Schlosses, der wenn ich mich recht erinnere im englischen nur Hommage Palace hieß, waren unglaublich beeindruckend. Wir haben einige ältere und jüngere Damen und Herren gesehen die sich mit dem Personal und den Guides hier über Date Masamune und alle anderen großen Persönlichkeiten unterhalten haben die hier einmal ein und ausgegangen sind in der Vergangenheit und sich hier getroffen haben. Ich schätze für Fans der Sengoku Ära ist das hier definitiv mehr als nur einen Besuch wert. Der Hommage Palace war scheinbar der privatere Teil des Geländes, die Wohnanlagen der zu dieser Zeit dort lebenden Herrschaften. Jetzt wo sie versuchen es zu renovieren und es in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen will ich auch an der Macht sein. Ich will auch in vergoldeten Räumen leben. Hach.
Ich werd unten noch einmal eine kleine Galerie anfügen in der man sich einfach mal ansehen kann was dort alles für wunderschöne Dinge sind. Ich will nicht alles zeigen, aber die schönsten Eindrücke vielleicht und Lust auf mehr machen. Denn das Schloss ist wirklich eine Reise wert und mit seinen 5 Euro Eintritt nun wirklich lächerlich erschwinglich. Wir haben sogar noch Tickets für den Tokugawa Garten dazu bekommen, eine wunderschöne Gartenanlage die wir am nächsten Tag auch noch besucht haben. Und die Menschen heutzutage sehen sich meiner Meinung nach viel zu wenig Dinge selber an. Also hingehender Weise ohne sich Bilder im Internet anzuschauen. Geht mehr raus, seht euch Dinge an. Gibt in jeder Stadt lokale Schönheiten und ich schätze bevor man nicht ins Ausland geht fühlt man sich nie dazu verlockt sich solche Dinge mal anzusehen. Ich mein ich hab mir in Deutschland so wenig angesehen glaube ich, nicht einmal in den Städten in denen ich wirklich lange gelebt habe, das ist irgendwie ein bisschen gruselig wenn man sich darüber mal Gedanken macht.
Wir haben uns an dem Tag noch eine Menge Kleinigkeiten angesehen. Das alte Noh Theater war direkt neben dem Schloss und war schön anzusehen, sie hatten eine echt schöne Ausstellung drinnen aber leider war es einem nicht erlaubt Fotos zu machen. Alte Kostüme, riesige Kimonos, Perücken, Fotos von Aufführungen. Und es gab zwei der Masken in der Ausstellung die man aufprobieren durfte. Mit äußerster Vorsicht natürlich und ohne die Masken direkt zu berühren, aber es war fantastisch einmal das Gefühl zu bekommen, das die Darsteller haben. Kein Wunder, dass sie immer so unheimlich langsame Bewegungen ausführen, du kannst einfach nichts sehen. Drücken die Augen zu einem schmalen konzentrierten Strich zusammen und du weißt was für ein Sichtfeld man hat. Den Osu Kannon Tempel und die riesige Einkaufsstraße davor. Leider waren wir schon so spät dran , dass die meisten Läden schon geschlossen hatten, aber es war trotzdem ganz schön und der Tempel auch. Als wir endlich müde und ein bisschen geschafft zu Hause im Hotel waren haben wir unseren Kram zusammen gepackt und sind auf die langwierige Suche nach einem Restaurant gegangen. Chicken Wings sind unter anderem unter den Leckereien die man sich antun sollte in Nagoya und wie wir uns die angetan haben. Unheimlich lecker paniert und gewürzt und alles. Ich weiß nicht es war unheimlich gut , schwer zu beschreiben. Sogar Anna die aussieht wie ein Model hat sich erstmal 15 davon bestellt und wir hatten ein großes Fressmahl. Unheimlich fantastisch. Ich kann sie immer noch schmecken. *__* Traumhaft.
Nachdem die Reise so unheimlich anstrengend war sind wir um 23 Uhr oder so eingeschlafen wie die Babies, als wir nach einem netten Bier, vielen Chicken Wings und vielen guten Gesprächen wieder daheim waren. Schöner Tag. Und mehr zum freuen, denn am nächsten Tag Takarazuka Wuhu!!
Nächster morgen 9 Uhr auschecken, ab frühstücken und dann zum Bahnhof Sachen einschließen. Mehr Bewegungsfreiheit. Wir wollten uns unbedingt den Garten noch ansehen, auch wenn wir keine Möglichkeit mehr für das Tokugawa Art Museum hatten das direkt daneben war. Züge verpasst, verlaufen. Aber wir haben es irgendwie noch hin geschafft, sind in 30 Minuten durch den kleinen Park geschlichen und dann zum Takarazuka zurückgehetzt. Wir sind glaub ich noch nie so vielen Zügen hinterher gerannt wie an diesen paar Tagen. Aber das hat einen irgendwie noch deutlich mehr entspannen und genießen lassen als wir endlich da waren. Ein Moment der vollkommen Entspannung und Zufriedenheit. Der Garten
selbst war echt super schön. Sah zwischendurch ein bisschen seeeehr japanisch aus , fast ein bisschen klischeemäßig. Aber manchmal will man ja genau das. Am süßesten waren die Kois. Da war eine kleine Bootstelle und als wir an den See traten schwammen zwei Kois am Rand herum. Sehr süß. Wir waren begeistert, wollten Fotos machen und mit einem Mal kamen ungelogen bestimmt 12 Kois aus dem Bootanleger heraus. Ich glaube sie haben mit Futter gerechnet. Das war so niedlich. Diese Fische sind so unheimlich schöne Tiere. Super süß. Kleine verfressene Bastarde. <3
Ich glaube das ist wieder so ein Fall von “im Sommer wie cool”, aber es war schon jetzt atemberaubend schön. Ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt, dann hätten wir uns ein wenig was ansehen können, noch ein bisschen ausruhen und entspannen im Park. Viele ältere Leute waren im Park ich denke das ist super angenehm sich da einfach aufzuhalten, ein wenig die Landschaft zu genießen, all das. Schade dass wir so hetzen mussten. Aber dafür wurden wir mit vielen unnützen Ausgaben an den Takarazuka Ständen belohnt und einem fantastischen Musical. Ouki Kaname war in Bestform, de Plätze die ich über den Fanclub bekommen hatte waren fantastisch und das ganze Ensemble war wundervoll. Die Begeisterung war schwer zu bewä
ltigen aber das wollten wir auch nicht. Das ganze Merchandise erspare ich jetzt einmal. Aber es hat meine Bewunderung für Ouki Kaname nur noch mehr vergrößert. Ein großes Vorbild in all ihrer Haltung und ihrem Talent. Ja ich weiß ich bin ein Fangirl, aber damit kann ich leben.
Wir waren noch ein wenig unterwegs danach, haben was gegessen und sind dann zum Bahnhof gerannt xD Ich habe alles was ich in Nagoya schnabuliert habe definitiv direkt wieder runter. Die Bushaltestellen von Willer Express sind grausam zu finden, aber wir hatten einen lieben Taxifahrer, der hat uns geholfen. Er hat uns durch die Wirren des Bahnhofs gelotst und hat uns zur Bushaltestelle gefahren. Eine gute gute Idee. Kaum haben wir fünf Minuten gesessen sind wir losgefahren. Und sicher wieder angekommen. Nur ein wenig müde gewesen als wir endlich wieder daheim waren. Unser Budget hatte sich auch ein wenig erledigt –hust- wir hatten gerade noch 300 Yen zum nach Hause fahren, gut verplant schätze ich.
Ich bin froh , dass wir so verrückt waren so weit zu fahren nur für eine Theatervorstellung und ich bin froh dass wir uns von den Bussen am Tag zuvor nicht haben demotivieren lassen und trotzdem gefahren sind. Es war wunderschön, Nagoya ist eine tolle Stadt und sobald ich etwas mehr Geld im Rücken habe will ich unbedingt mehr Reisen. Japan abseits der Metropole Tokyo ist wunderschön. Und ich wage zu behaupten es gefällt mir besser.