Alle Prüfungen gelaufen, alle Hausarbeiten geschrieben. In Japan scheint es der Wunsch aller zu sein den armen Studenten tatsächlich Ferien zu bescheren. Also werden keine Recherchen und Arbeiten in den Ferien erledigt, sondern alles im Voraus. Das heißt im laufenden Betrieb halsen wir den Studenten einfach noch einen Haufen Mehrarbeit auf. Mit fast grimmiger aggressiver Studentenmiene wollte ich nicht nur einmal dafür sorgen, dass meine Professoren an ihren Büchern ersticken. Jetzt wo ich endlich auch gedanklich in den Ferien angekommen bin zwei Wochen später habe ich festgestellt, dass die Idee gar nicht so doof war. Denn jetzt hab ich das erste Mal seit Jahren, das erste Mal eigentlich seitdem ich Student bin wirklich so etwas wie freie Zeit in der ich in der Theorie nichts tun muss zu dem ich nicht wirklich Lust habe.
Diese Tatsache war allerdings auch so ungewohnt und fantastisch, dass ich ein wenig überfordert war und erst einmal eine Woche lang gar nichts getan habe nachdem es vorbei war. Schlafen, essen, Videos schauen, schlafen, essen, Spiele spielen. Das Leben einer Katze, wenn auch ohne die ganzen Streicheleinheiten. Bedauerlich. Aber nicht zu ändern, ich bin eben einfach nicht so niedlich.
Ohne wirkliche Vorkommnisse ist es auch schwer euch hier eine feine Geschichte zu hinterlassen, irgendwelche einzigartigen Erlebnisse. Aber das Leben ist eben kein Ponyhof. =D
Meine Mitleidende in diesen Nicht-Verreise-Ferien ist die liebe Vanessa und ein paar meiner anderen Pappenheimer. Allzu traurig bin ich nicht drum. Wir haben auch so unseren Spaß, sei es beim Video schauen, Kaffee trinken oder spazieren gehen. Haben auch einen fantastischen Club in Shibuya gefunden. Eintrittskosten für Damen 1000 Yen + 2 Freigetränke. Weil ich ein Mädchen bin , lala. Wenn Japan schon das Land des leisen Sexismus ist, dann muss man ja von irgendetwas profitieren können. Hauptsache es gibt nette Musik und ich kann mit meinen Mädels ein bisschen abspacken ohne viel Geld ausgeben zu müssen. Tokyo ist ja leider sonst schon teuer genug. Da muss ja auch irgendetwas mal für Studenten erschwinglich sein. 
Erschwinglich war tatsächlich der kleine Ausflug den ich mit einer kleinen Gruppe ins Ghibli-Museum gemacht habe. Ich hab viel Zeichentrick Kram und ein paar Figürchen erwartet, aber so schnell war der Spaß dann doch nicht vorbei. Umgerechnet für gut 7-8 Euro kommt man in den großen Komplex rein. Leider sind Fotos an und für sich drinnen verboten. Das Haus selbst hat so viele Wege und Brücken, dass es ein kleines Labyrinth darstellt. Dunkles Holz und so viele Bilder an den Wänden, die sich auf die einzelnen Filme beziehen. Glasfenster die jeder Kirche Konkurrenz machen und ein wunderschönes riesiges Mobile in einem der ersten Räume. Man hört es vielleicht leise heraus, aber ich bin begeistert. Jeden Tag läuft in dem kleinen Hauskino einer von 5 kl
einen Ghibli Kurzfilmen, die speziell für das Museum hergestellt wurden. Zeichenzimmer und Arbeitsplätze der Künstler sind rekonstruiert worden, es hängen zahlreiche Skizzen von allen möglichen Filmen herum und man kann viele verschiedene Prozesse einsehen. Und dann gibt es natürlich noch einen Souvenirladen in dem man sein ganzes sauer verdientes Geld lassen kann. Auch wenn man eigentlich nicht soll.. ich konnte nicht umhin ein Foto zu machen, weil es einfach das schönste Fenster im ganzen Museum war. Ich liebe Prinzessin Mononoke. 
Um nochmal auf Tokyo und teuer sein zurück zu kommen. Ich bin ein Axe Deo Freund und musste mir leider ein neues kaufen, als meine 3 Dosen leer waren.. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Es ist winzig, es ist doppelt so teuer und es riecht nach Klostein. Ich will nicht nach Klostein riechen. xD’ Aber entweder rieche ich anscheinend nach Klostein oder nach Schweiß. Denn Japaner stellen keine Deos her die übermäßig herum duften. Könnte daran liegen, dass sie sich einfach weigern zu schwitzen und zu stinken. Ich glaube jeder Nicht-Japaner der herkommt kam sich schon wenigstens einmal vor wie ein schwitziges stinkendes Schwein. Aber was soll man machen. Versuchen wir es einfach mal mit japanischem
Teuer-Axe. Vielleicht wird es ja besser, ich bleibe hoffnungsvoll.
Eine Freundin hat mich letztens noch während einem unserer Spaziergänge in einen Zeichnerbedarfsladen geschleppt, der wohl ein ganz passables Angebot hat, wenn man das einmal vorsichtig ausdrücken darf. Also in Trier habe ich neben einem gewohnt und den hielt ich für groß, aber ich habe mich eines besseren belehren lassen. Japaner scheinen der Malerei und dem Zeichnen und allem was man so mit Pinseln und Stiften anfangen kann deutlich mehr Beachtung entgegen zu bringen, wenn man sich den Laden und die Möglichkeiten gibt, die sie da über sieben Etagen ausgebreitet haben. Ich bin ja nur Schreiberling, aber alleine die Notizblöcke und das schöne Briefpapier haben mich von den Socken gehauen. Ein paar Eindrücke habe ich mal festgehalten für meine talentierten zeichnenden Leute da draußen.
Werdet nicht traurig oder neidisch, ich hab den ganzen Kram vor der Nase und kann auch nichts damit anfangen, wir sind also in der gleichen Position. Irgendwie. xD Naja nicht so ganz, aber immerhin hab ich es versucht euch aufzubauen. Ich war einfach vollkommen überfordert von dieser Vielfalt, ich hätte mich da überhaupt nicht zurecht gefunden. Wenn irgendjemand was brauchen sollte ganz dringend, dürft ihr euch gerne melden.
Ein bisschen verrückt und eigensinnig sind Japaner schon habe ich feststellen dürfen. Auf der Suche nach
trinkbarem Kaffee bin ich im Starbucks gelandet, als mein Kaffee langsam ausging. Hab mich nicht so ganz zurecht gefunden aber schließlich ne nette Verkäuferin gefunden die sich mit mir abgegeben hat und alle Sorten mit mir durchgegangen ist. Und n der Kasse hab ich dann noch so ein niedliches Probepäckchen geschenkt bekommen. Kaffee-Origami. Auf die Idee muss man auch erst einmal kommen. Hat aber erstaunlich gut funktioniert, da der Filter und die richtige Menge Kaffee alles in dem kleinen Paket drin ist. Wenn man allein ist und nicht allzu viel Kaffee trinkt ist das aber echt ne super Alternative. Der Kaffee schmeckt gut und das Pulver bleibt trocken gelagert und verschweißt bis man es wirklich benutzt. Außerdem spart man sich Kaffeemaschine oder Filter. Ganz witzige Idee eigentlich, frag mich ja ob das nur hier auf dem Mist der Japanischen Starbucks-Kette gewachsen ist. 
Heute morgen hat es schrecklich angefangen zu schneien. Eigentlich hatte ich damit gerechnet
es langsam hinter mir zu haben. Wir hatten letzte Woche schon Schnee und nicht eben wenig. So viel, dass meine Maschine für die Klimaanlage draußen zugefroren ist. Ich musste mich aus dem Fenster hängen und mit einem Messer wie Indianer Jones durch den Schnee hacken, um die Maschine wieder zu befreien. Irgendwie schräg. Ich war ganz froh, dass es niemand außer mir gesehen hat, ich sah bestimmt ziemlich affig aus. *hust* Aber immerhin war mein Zimmer dann kein Eisklotz mehr, es hat eben alles sein Gutes. Ich hoffe nur, dass sich das Schneegestöber schnell legt, denn solange es schneit bin ich in diesem Spannenden Städtchen gestrandet. Züge fahren dann nämlich nicht, wenn es in Tokyo schneit, dann geht die Welt unter. Und das obwohl sie mir feierlich berichtet haben , dass es hier keinen Schnee geben wird. Das ist mehr liegen gebliebener Schnee im Moment als ich sonst in Deutschland zu Gesicht bekomme. Die Fotos zeigen nur den Anfang, momentan liegen hier gut 15 cm, behaupte ich mal mit meinem fantastischen Augenmaß, aber ich war zu faul mit der Kamera in die Kälte zu stiefeln und dann war es so dunkel, dass man ohnehin nichts gesehen hätte. Aber hoffen wir ich werde nicht vollkommen verschneit. Ich hab Hunger aber zum Einkaufen müsste ich ja auch da hinaus. Schreckliches Dilemma. Und ich muss morgen und übermorgen arbeiten, da sollte ich wohl schon raus können. Hoffen wir mal das alles fährt und meine Schüler überhaupt bis zu meinem Bahnhof kommen.
Feststellen musste ich leider auch, dass Japaner, allem voran japanische Männer leider doch intoleranter gegenüber Homosexuellen sind als ich es so gedacht hatte. Es scheint leider in Tokyo nicht wirklich möglich zu sein viele neue Leute kennen zu lernen, wenn man offen zu seiner Sexualität steht. Ich habe einige nette Leute in Japan kennengelernt, darunter sehr viele Männer. Ich schiebe das jetzt zum einen Mal auf den Ausländerstatus und zum anderen darauf, dass ich nicht unbedingt abstoßend bin. Leider scheinen Freundschaften ohne weitere Optionen sehr schwierig zu sein. Trägt man wie ich einen Ring am Finger gilt eine der ersten Fragen dem sozialen Status. Ist man denn verheiratet? Und wenn ja, wie ist er denn so? Die Offenbarung, dass es eine Sie ist scheint den meisten vollkommen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Viele Gespräche und neuen Bekanntschaften haben sich an dem Zeitpunkt schon erledigt. Manchmal wird man noch darauf vertröstet, dass man sich demnächst mal melden wird, aber die traurige Wahrheit ist einfach, dass da keine Nachricht mehr kommt.
Ich sehe es allerdings auch nicht ein mich zu verstellen. Ich binde es nicht jedem auf die Nase, aber wenn ich direkt gefragt werde, werde ich meine Freundin nicht verleugnen. Und wenn das heißt, dass ich weniger Japaner und Japanerinnen hier kennenlernen werde dann ist das wohl so. Ich habe nichts gegen Interessierte und nichts gegen Nachfragen und ich werde niemanden abweisen der einfach nur neugierig ist, weil er es nicht kennt, aber wenn ich mir anhören darf wie seltsam das ist, oder das es nicht normal ist, dann bin ich genau so schnell weg wie ich es sonst wohl auch wäre. Ich diskutiere nicht mit Menschen über mein Leben und versuche sie davon zu überzeugen, dass es richtig ist. Und das werde ich erst Recht nicht auf Japanisch machen. Ich habe einige liebe Menschen kennenlernen dürfen hier, die mir gezeigt haben, dass es auch anders geht und darauf werde ich mich einfach verlassen. So genug erst einmal darüber. Vielleicht werd ich demnächst nochmal ein wenig ausführlicher über meine Erfahrungen diesbezüglich berichten, wenn da denn Interesse dran besteht.
Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag und immer schön vorsichtig sein.